von Birte Hennig
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29. März 2023
Heute möchte ich hier eine Therapiesitzung teilen die mich sehr berührt hat. Eine Klienten - die eigentlich in die Klinik gehen will um eine Auszeit zu haben und intensiv begleitet zu werden - hat auf einmal einen positiven Aufschwung. Was ist passiert? Sie hatte ein Gespräch mit ihrem Vater. Eine wahrhaftige Begegnung. Ein gehört und gesehen werden. Ein ernst genommen werden. Sich Zeit nehmen. Richtig viel Zeit. Solch ein Gespräch hatte die Klientin seit 20 Jahren nicht mehr mit ihm - wenn jemals überhaupt. Sie waren zusammen traurig und er konnte sagen, dass in der Kindheit viel passiert ist, was nicht gut für Sie war, dass er es nicht mehr ungeschehen machen kann - es ihm leid tut. Er hat sich entschuldigt. Die Klientin: „ … das hat so gut getan. Es war heilsam …“. Auf der Suche nach einem Psychiater für die Einweisung in die Klinik hat Sie einen Arzt gefunden der sich Zeit nimmt, mit Ihr ins Gespräch geht, Sie sieht, Ihr zuhört und Sie ernst nimmt. Ihre bisheriger Erfahrung mit Ärzten: 2 Minuten im Sprechzimmer - mit einem Rezept für ein Antidepressivum raus. Auch das tut Ihr so unendlich gut … das da wer ist der sich Zeit und Raum nimmt für Sie. Sie ist ihm wichtig. Ein Dritte wesentliche Begegnung für die Klientin: auf der Suche nach einer kassenfinanzierten Therapie hat Sie eine Therapeutin gefunden, die nur mit Therapiegruppen arbeitet. Sie will die Klientin gerne in eine Gruppe aufnehmen. Auch bei der Therapeutin gab es ein intensives, wertschätzendes Erstgespräch. Meine Klientin hat sich ein Umfeld von Menschen aufgebaut, die ihr Stabilität und Sicherheit geben - einen Arzt, eine Gruppentherapeutin, ihren Vater und mich. Was passiert? Sie kommt ins Handeln … Sie macht erste Erfahrungen sich selbst regulieren zu können - die lange gelernte Theorie kommt jetzt in die Welt und das tut Ihr so gut Sie hat angefangen ihre Zuckersucht in Angriff zu nehmen und hat Erfolge Sie ist immer mehr handlungsfähig … Da ihr Klinikaufenthalt frühestens in 8 Wochen ansteht bin ich gespannt was weiter passiert … vielleicht ist der Aufenthalt gar nicht mehr nötig ….